"Von den Mühlsteinen
Unter einem Mahlgange
versteht man eine Maschine zum Zermahlen von Körnern. Diese Maschine
besteht in den meisten Fällen aus zwei cylindrischen Steinen, welche
auf den Kreisflächen über einander liegen und von denen der untere
(Bodenstein) fest liegt, der obere (Läufer) sich dreht; selten ist das
Umgekehrte der Fall, und noch seltener drehen sich beide Steine. (...)
Zuweilen dient auch der Umfang des cylindrischen Steines als
Mahlfläche, so bei den Walzmühlen und Graupenmühlen. —
Die stehende Welle, welche den Läufer trägt, heißt das Mühleisen oder
die Mühlspindel, die ihre obere Führung oder ihr Halslager in der
sogenannten Steinbüchse hat. —
§38
Verschiedene Sorten der
Mühlsteine
Der eigentliche
Mehlbereiter ist der Mühlstein; der mehr oder weniger günstige Erfolg
beim Mahlen wird also zunächst von der Güte des Materials, dann aber
auch von der Schärfe, Größe und Geschwindigkeit des Steines abhängen.
—
Die Kennzeichen eines guten Mühlsteines sind Härte und Griff; und man
versteht unter letzterem die Eigenschaft des Steines, den zu mahlenden
Körper gehörig zu fassen. Die Mühlsteine müssen ein körniges Gefüge
haben, eine gewisse Porosität besitzen, nicht zu fest sein, um sich
ohne zu große Schwierigkeiten bearbeiten und schärfen zu lassen, aber
auch wieder fest genug, damit ein Ablösen und Bröckeln der Theilchen
beim Mahlen nicht zu befürchten ist. —
Die am meisten benutzten Mühlsteine sind Sandstein, feinkörniger
Quarz, Basaltlava, Porphyr, Granu; man hat auch künstliche Mühlsteine,
eine Mischung von Thon und Kieselerde dargestellt, und eiserne oder
stähleme Scheiben oder Cylinder in Anwendung gebracht.
Die bekanntesten Steine sind:
Die niederösterreichischen Steine von Niederwallsee an der Donau,
Diese bestehen aus einem festen Sandstein, dessen Fragmente und
Geschiebe vorzüglich Quarz mit wenig Kalkwath und Feldspath sind; die
Steine geben am Stahle Funken. — Ferner die röthlich aussehenden
Berger Sandsteine, welche in der Nähe der erstem gefunden werden. —
Die Mühlsteine von Krems an der Donau bestehen ebenfalls aus
krystallinisch - porösem Quarz und werden in neuer Zeit vielfach
angewendet. — 1 Paar Steine von 3 Fuß Durchmesser, Bodenstein 12 Zoll,
Läufer 12 bis 14 Zoll hoch, kosten zusammen 198 Fl. österr. W.,
desgleichen von 4 Fuß Durchmesser 264 Fl., von 5 Fuß Durchmesser 33«
Fl. —
Die Sandsteine von Iohnsdorf bei Zittau, aus den Steinbrüchen bei
Pirna und andern Punkten des Elbthales, die Sandsteine aus den Brüchen
zwischen Löwenberg und Bunzlau in Schlesien gehören der
Quadersandstemformation an. —
Die Steine von Rothenburg, aus dem Mannsfeldischen, vom Kyffhäuser u.
s. w. sehen mehr röthlich aus, werden jedoch ebenfalls vielfach
benutzt. —"
Quelle: Der
Mahlmühlenbetrieb, Neumann 1864, S. 94f

<<Mühlstein bei der
Windmühle in Idafehn, Ostfriesland>>
"Gewinnung und
Bearbeitung der französischen Mühlsteine
Nach einem vom Mühlsteinfabrikanten jüngst in Dresden erschienenen
Schriftchen finden sich über diesen Gegenstand im polytechn.
Centralblatt 1851 folgende Mittheilungen. —
Die eigentlichen Arbeiten beginnen mit einer Sondirung des Terrains
und werden durch Erdarbeiter ausgeführt. — Da man von oben eindringt
und abbaut, so ist eine weite Oeffnung erforderlich, wie bei allen
Tagebau-Arbeiten.
Stößt man beim Weitergraben auf den sogenannten Pipois, eine
mühlsteinartige Masse, so ist damit zwar die Gewißheit gewonnen, eine
Lagerung aufzufinden, noch aber weiß man nicht, von welcher Qualität
und Mächtigkeit. — Bei weiterm Vordringen stellt sich in gewisser
Tiefe Grundwasser ein, was durch Handpumpen herausgefördert und durch
Graben abgeleitet wird. —
Ist der Bruch für bauwürdig erachtet, so treten die Ausbringer und
Blockhauer in Thätigkeit, indem sie in die Blöcke Rinnen von einer
gewissen Tiefe einspitzen, in welche Keile eingesetzt und jene in
Stücken von verschiedener Größe und Form gespalten werden. — Sprengung
durch Pulver findet niemals statt. Hierauf werden die Seiten der
Blöcke behauen, und den Stücken diejenige Gestalt und Größe gegeben,
welche für die Carreaux nöthig erachtet wird.
Die so weit gewonnenen und vorgerichteten Stücke werden nun vom
Fabrikanten im Bruche durchgegangen und, was sich als brauchbar zeigt,
auf einen offnen Lagerplatz geschafft, um daselbst vor dem Einbringen
in die eigentliche Werkstatt nach ihrer Natur und Beschaffenheit auf
das Sorgfältigste gesondert zu werden. Diese so wichtige
Klassificirung wird gewöhnlich nach trübem, regnichtem Wetter
vorgenommen.
Aus diesen Stücken wird in der Werkstatt das Material ausgewählt. Den
Anfang bildet das Herz- oder Mittelstück, welches stärker als die
Randstärken und meistens aus dem ganzen ist; denn weil darin später
das Steinloch eingehauen und in dieses die Haue eingesetzt wird,
welche den ganzen Mühlstein frei in der Schwebe erhält, muß es von
besonderer Festigkeit sein
Die einzelnen Blöcke sind 12—18 Zoll lang, und 5 — 6 Zoll dick, und
sie werden entweder mit Cement oder mit Gyps, den man mit Leim, auch
wohl Alaunwasser anmacht, gekittet; die zusammengesetzten Blöcke
erhalten das Ansehen der Fig. 2, Taf. X, welche einen solchen
Mühlstein im Grundriß zeigt. — Zuerst werden die Stücke », t, u, v um
das Auge des Steines zusammengekittet; es wird nicht allein in Fugen
Cement gebracht, sondern auch die Lücken mit einer Lage Gyps oder
Cement und Steinbrocken überzogen. — Nachdem dieses Viereck erhärtet,
richtet man dasselbe so auf, daß die Ebene genau senkrecht steht und
nun kittet man rings herum der Reihe nach die vorher zusammengepackten
Blöcke an, indem man 2 oder 3 derselben ansetzt, sie erhärten läßt,
und mit den folgenden in gleicher Weise verfährt. —
Wenn nun sämmtliche Blöcke zusammengefügt sind, so legt man den Stein
auf 3 Klötze, wie Fig. 1, Tafel X zeigt, bindet die Blöcke mit Ringen
», befestigt in dem Auge des Steins einen hölzernen Zapfen, in dessen
Mitte ein kleiner Dorn steckt, und füllt die ganze Rückseite mit dem
erwähnten Konglomerat aus, dessen Oberfläche man mit einer auf den
Zapfen gesteckten Schablone ausgleicht. — Wird ein Läufer angefertigt,
so werden noch die Krahnhülsen angebracht, in welche Eisenblechröhren
für die Bolzen der Arme der Krahnschraube gesteckt werden, wenn der
Stein abgehoben werden soll. — Ferner werden in der Oberfläche der
Aussage des Läufers noch vier gleichweit von einander entfernte
Vertiefungen ausgespart, welche gewöhnlich 6 Zoll lang, aber nur halb
so breit und tief sind und den Zweck haben, mit Blei angefüllt zu
werden, wenn dem Steine beim Aufbringen in der Mühle das vollständige
Gleichgewicht beigebracht werden soll.
Um der Aufschichtung genügende Festigkeit zu geben, erhält der Stein
nun seinen zweiten Reifen, der wie der erstere heiß angelegt wird,
worauf derselbe zum Austrocknen einige Tage liegen bleibt, um die
Wirkung des Gypses abzuwarten. — Später wird die Mahlfläche des
Steines vollends eben gemacht, und dieselbe reguliert, auch mit der
Schärft versehen. —
Es sind ungefähr 6 Wochen erforderlich, um einen Mühlstein fertig
herzustellen, und zu jeder der verschiedenen Verrichtungen ist ein
besonderer Arbeiter bestimmt.
Bei der Versendung der Steine wird denselben eine Umkleidung angelegt,
welche aus 2 hölzernen Reifen besteht, an welche seitwärts, wie über
die Mahlfläche hinweg, Bretterstücke genagelt werden. —"
Quelle: Der Mahlmühlenbetrieb, Neumann 1864, S. 97-99
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